Das Verbandsjugendorchester wurde im Jahre 1974 zunächst als „Kreisjugendorchester Bruchsal“ auf Initiative von Manfred Keller und Werner Kirn gegründet. Als im Jahr 1977 der Blasmusikverband Karlsruhe entstand, wurde das Orchester in „Verbandsjugendorchester Karlsruhe“ umbenannt und so zur ständigen Einrichtung und zum Präsentationsorchester des Verbandes.

 

Seit der Gründung des Orchesters 1974 bis zu seinem Tod im Jahre 1995 wurde das Verbandsjugendorchester Karlsruhe von MD Manfred Keller geleitet. Manfred Keller studierte Trompete und Schlagwerk und war zunächst als Trompeter am Badischen Staatstheater, folgte dann einer Verpflichtung als Konzertpauker bei den „Hofer Symphonikern“, bis er schließlich acht Jahre lang als Solopauker beim „Osnabrücker Sinfonieorchester“ mitwirkte.

 

Ab dem Jahre 1974 war Manfred Keller Leiter der Musikschule Östringen und von 1988 bis 1995 Verbandsdirigent im Blasmusikverband Karlsruhe.

 

Der Sinn und das Ziel des Orchesters war und ist die Förderung, die Erarbeitung und die Aufführung sinfonischer Blasmusik auf höchstem Niveau. Auch wollten die Begründer des Orchesters jungen und besonders motivierten Musikerinnen und Musikern aus den Vereinen des Blasmusikverbandes Karlsruhe die Möglichkeit bieten besondere Literatur zu spielen und die Musik zu machen, die zum damaligen Zeitpunkt, und z.T. auch heute noch, in den Musikvereinen nicht spielbar ist.

 

Den Grundstock für dieses Orchester bilden begabte und motivierte junge Musikerinnen und Musiker im Alter von 14 bis 25 Jahren aus derzeit ca. 28 Musikvereinen des Blasmusikverbandes Karlsruhe. Alle Mitglieder traten nach einem bestandenen Vorspiel, welches dem Orchester den Titel „Auswahlorchester“ gibt, in das Orchester ein. Durch die ständige jährliche Fluktuation der Mitglieder, zum einen durch das Höchstalter von 25 Jahren, daher der Titel „Jugendblasorchester“, zum anderen durch Studium und berufliche Laufbahnen, ist die Orchesterleitung, die sich durch den musikalischen und den organisatorischen Leiter zusammensetzt, immer bestrebt, jungen und motivierten Musikerinnen und Musikern aus den Vereinen die Möglichkeit zum Vorspiel und dadurch das aktive Mitwirken im Verbandsjugendorchester Karlsruhe zu geben. Da der Eintritt in das Orchester mit einem zuvor bestandenen Vorspiel absolviert wird, können sich auch interessierte Musikerinnen und Musiker im Alter bis 22 Jahren selbst zum Vorspiel anmelden.

 

Inzwischen hat sich das aus über 90 aktiven Mitgliedern bestehende Orchester nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in einigen Ländern Europas einen Namen gemacht.

 

Beginnend mit dem ersten Konzert im Jahre 1976 in der Sporthalle Bruchsal folgte unter der renommierten Leitung von MD Manfred Keller 1980 ein Wettbewerb um die „Goldene Lyra“ in Vichy / Frankreich, welchen das Orchester mit Auszeichnung und dem Ehrenpreis des Festkomitees erfolgreich beschloss. Im Jahre 1982 wurde ebenso erfolgreich an dem „Alpine Music Festival“ in Feldkirch in Österreich teilgenommen. Nach einer längeren „Pause“ unternahm das Orchester 1988 eine Konzertreise nach Österreich mit Konzerten im Stift Melk, in Graz und beim 8. Kongress der IGEB in Oberschützen im Burgenland, in dessen Rahmen auch Musikproduktionen für den Österreichischen Rundfunk eingespielt wurden. 1989 erspielte sich das Verbandsjugendorchester Karlsruhe beim Landeswettbewerb Baden-Württemberg für Bläser in Waiblingen den ersten Preis in der Stufe „sehr schwer“.

 

Weitere Erfolge konnte MD Manfred Keller mit seinem Können und dem gewissen Fingerspitzengefühl beim Umgang mit den jugendlichen Musikerinnen und Musikern ernten. Auch 1991 erspielte sich das Orchester in Wien / Österreich bei dem Internationalen Wettbewerb für „Jugend und Musik“ die höchste Auszeichnung der Stadt Wien als bestes Blasorchester. Diesem Wettbewerb ging eine mehrtägige Konzertreise durch Ungarn voran, die mit dem Erfolg in Wien endete. Doch nicht nur in Ungarn und Österreich war das Orchester auf Tour, sondern auch im französischen Straßbourg bei dem Internationalen Wettbewerb „Concours International“ im Jahre 1992, bei dem das Verbandjugendorchester Karlsruhe mit dem ersten Preis hervorstach.

 

Eine Konzertreise nach Norwegen fand 1993 mit Konzerten in Bergen und in Hamar statt wobei auch der Wettbewerb „Janitsjarfestivalen Hamar“ mit dem ersten Preis und dem Sonderpreis der Jury in der Höchststufe ein weiterer großer Erfolg des Orchesters war.

 

Den zweijährig stattfindenden Wettbewerb „Musikpreis der Stadt Bühl“ konnte das Orchester in den Jahren 1993, 1995 und 1997 mit den ersten Preisen sowie der Auszeichnung als bestes Orchester aller drei Wettbewerbe für Sinfonische Jugendblasorchester in Bühl / Baden-Baden für sich entscheiden. Zusätzlich gelang es   auch im Jahre 1995 den ersten Preis beim Landeswettbewerb Baden-Württemberg für Bläser in Hardheim in der Stufe „sehr schwer“ zu erspielen.

 

Dieses war leider auch der letzte Wettbewerb, der unter der hervorragenden Stabführung des MD Manfred Keller erzielt werden konnte. 1995 verstarb MD Manfred Keller plötzlich und unerwartet bei einem Konzert während der Ausübung seines liebsten Tuns, des Musizierens. Sein Tod war für alle ein Schock und warf die Frage auf, ob das Orchester je so weiter arbeiten konnte, wie die vielen Jahre zuvor, mit seinem verstorbenen Dirigenten und Freund.

 

Doch im Interesse und Gedenken des Begründers des Verbandsjugenorchester Karlsruhe stand fest, sein Werk, welches er sich mit sehr viel Einsatz und Bestreben hart erarbeitete, weiterzuführen und in seinem Sinne junge Musikerinnen und Musiker an die gehobene Blasmusik heranzuführen.

 

Das 1996 stattfindende Dreikönigskonzert wurde ein Gedenkkonzert an den Begründer und Dirigenten Manfred Keller, welches von seinem nahen Musikerkollegen, von BMD Reinhold Rogg dirigiert wurde und bei dem die Lieblingsstücke des Verstorbenen dargeboten wurden.

 

Um das Werk von MD Manfred Keller weiterzuführen wurde nach einem bestimmten Auswahlverfahren ein Dirigent ausgewählt, der das Verbandsjugendorchester Karlsruhe im Sinne Kellers weiterführen sollte. So stieß der neue Dirigent Clemens Berger 1996 zum Orchester und führte das Orchester an der Stelle weiter, an der MD Manfred Keller aufhören mußte.

 

Clemens Berger wurde 1963 in Freiburg i.Br. geboren und erhielt mit 9 Jahren seinen ersten Instrumentalunterricht beim Musikverein Merdingen. Am Konservatorium und an der Musikhochschule in Zürich absolvierte er seine musikalische Ausbildung im Hauptfach Dirigieren bei Hans-Peter Blaser sowie im Fach Horn bei Martin Ackermann.

 

Neben der Mitwirkung in verschiedenen Orchestern und Kammermusikformationen dirigierte Clemens Berger von 1992 - 1998 die Stadtmusik Brugg (CH). Auch war er Mitbegründer und Leiter von „Brass Connection“, einem professionellen Blechbläserensemble.

 

Seit 1998 ist Clemens Berger Hornlehrer an der Musikschule Bretten, unterrichtet Theorie und Gehörbildung und ist inzwischen Dirigentenausbilder  beim Bund Deutscher Blasmusikverbände für C3 Kurse.

 

Dass die Auswahl Clemens Bergers ein Glücksgriff war erkannte man 1997 beim 1. Wettbewerb der Höchstklasse des Bundes Deutscher Blasmusikverbände in Lörrach mit dem erzielten ersten Preis und der Auszeichnung als bestes Jugendauswahlorchester des Wettbewerbs. Bei der Zusammenarbeit mit Clemens Berger spürt man schnell die Leidenschaft für die Musik und den Drang zusammen mit dem Orchester die Musik darzubieten, welche die Zuhörer sofort in den ihren Bann zu ziehen vermag.

 

Unter der Leitung von Clemens Berger konnte der Erfolgskurs des Orchesters im Rahmen einer Finnlandreise fortgesetzt werden, wobei ein erster Platz beim Internationalen Wettbewerb in Seinäjoki erreicht wurde.

 

Die Teilnahme am „Concours International“ im Jahre 2000 in Straßbourg war fast selbstverständlich und wurde bei äußerst starker internationaler Konkurrenz mit einem 2. Platz belohnt.

 

Bei der 4. Teilnahme 2001 am „Musikpreis der Stadt Bühl“ erreichte das Orchester den 2.Preis und verfehlte damit nur knapp die begehrte Trophäe.

 

Die Teilnahme am 2. Wettbewerb für Auswahlorchester der Arbeitsgemeinschaft  der Volksmusikverbände in Bruchsal 2002 war zwangsläufig, da er vom Blasmusikverband Karlsruhe ausgerichtet wurde. Eine hochkarätig besetzte Jury war einstimmig der Meinung, dass die dargebotene Leistung des Verbandsjugendorchesters Karlsruhe die absolute Spitze darstellte. Es ging damitals bestes Auswahlorchester aller Sparten aus dem Wettbewerb hervor.

 

Den Höhepunkt der bisherigen Auslandsreisen stellt 2002 die Begegnungs- und Konzertreise nach Shanghai und Peking / China im Austausch mit dem Universitätsorchester der JiaoTong - Universität Shanghai dar.

 

Aber nicht nur Wettbewerbe und Konzertreisen standen auf dem Terminplan des Verbandsjugendorchester Karlsruhe, sondern auch Begegnungskonzerte mit dem Verbandsblasorchester des Margräfler Blasmusikverbandes im Jahre 2000 standen auf dem Programm, um musikalische Verbindungen und Freundschaften zu festigen. Schon viele Einladungen zu Gemeinschafts- und Begegnungskonzerten konnte das Orchester dankend annehmen.

 

Für Dirigentenseminare des Blasmusikverbandes Karlsruhe stellte sich das Orchester als Ausbildungsorchester für die, sich weiterbildenden, Dirigenten zur Verfügung, sowie auch für einen Galaabend im Rahmen des „36. Dirigentenkongresses des Blasmusikverbandes Hegau-Bodensee“, in dessen Rahmen das Orchester zu einem Galakonzert aufspielte.

 

Zu den vielen Erfolgen muss man auch, die schon zur Tradition gewordenen, alljährlich stattfindenden Dreikönigskonzerte zählen, die im Bürgerzentrum Bruchsal jeweils von ca. 1500 begeisterten Zuhörern besucht werden und im Laufe der Zeit zu einem jährlichen Höhepunkt des Verbandsjugendorchesters Karlsruhe anwuchsen.

 

Die Anhänger des Verbandsjugendorchesters, sowie das breite Publikum, konnten sich die Musik, die das Orchester darbot auch auf bisher vier CD – Einspielungen mit nach Hause nehmen und den musikalischen Genuss nicht nur an Dreikönig auf sich einwirken lassen. Auch werden inzwischen die Dreikönigskonzerte auf CD aufgenommen, die man über das Orchester erhalten kann.

 

Das wichtigste Ziel, nämlich den Stellenwert des Blasorchesters zu verbessern und die Blasmusik von ihrer allerbesten Seite zu präsentieren, ist dem Orchester mit seinen Dirigenten damit bestens gelungen.

 

Stefan Kollmann ist seit 2010 Dirigent des SJBO und studierte Orchestermusik an der Musikhochschule des Saarlandes in Saarbrücken. Danach folgte ein Dirigierstudium für Blasorchester am Conservatoire de Muziek, bei Prof. Sef Pijpers in Maastricht, Niederlande, das durch mehrere Privatstudien u.a. bei Alex Schillings ergänzt wurde. Von 1991- 1996 war Stefan Kollmann Bundesdirigent im Bund Saarländischer Musikvereine und insbesondere verantwortlich für die Ausbildung der Nachwuchsdirigenten, bzw. Organisation und Durchführung der Wertungsspiele. Als Musiklehrer für Posaune ist er an der Kreismusikschule St. Wendel seit 1989 tätig. Seit 2003 ist Stefan Kollmann Realschullehrer in Idar - Oberstein. In seiner Tätigkeit als Dirigent verschiedener Orchester - Symphonisches Blasorchester Obere Nahe, Idar - Oberstein (1990 - 2002), Musikverein Fischbach (1990 - 2007) konnte er hervorragende Erfolge bei Wettbewerben (u.a. Deutscher Orchesterwettbewerb, Weltjugendmusik - Festival Zürich und WMC – Kerkrade, NL) und verschiedenen Wertungsspielen erzielen. Dabei hat er immer das Ziel verfolgt „die Freude an der Musik“ mit pädagogischer Phantasie und Vielfalt intensiv und nachhaltig zu vermitteln. Die äußerst positive und erfolgreiche Zusammenarbeit, sowohl mit dem Saarländischen Rundfunk, als auch mit dem Südwest – Rundfunk, zeugt im Weiteren von dem musikalischen Profil und der künstlerischen Vielfalt seiner Dirigententätigkeiten.